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Lehrbrief 5.3.1
Erfolgsgeschichte Waldviertel
Im Jahre 1980 fand in Zwettl die Niederösterreichische Landeausstellung statt, im Rahmen derer sich die Landwirtschaftliche Fachschule Edelhof in Zwettl mit ihrem Direktor DI Adolf Kastner sehr stark engagiert hat. Mit rund 400 000 Besuchern war der Zustrom wieder Erwarten hoch. Am Ende der Veranstaltung sagte der damalige Landeshauptmann Ludwig zum genannten Direktor, er möchte diesen einmaligen Erfolg zu einem dauernden Erfolg für das Waldviertel machen und er habe sich entschlossen, einen Landesbeauftragten für das Waldviertel zu installieren. Am 1.3.1982 wurde Direktor Kastner zu seiner großen Überraschung diese große und keineswegs leichte Aufgabe übertragen. Die Situation war zu dieser Zeit für das Waldviertel nicht erfreulich: Es bestand ohne die Entwicklung neuer Initiativen die Gefahr, dass das Waldviertel allmählich zu einer sterbenden Region werden könnte. Ein Gebiet, ziemlich weit weg von den zentralen Wirtschaftsräumen des Landes, damals Grenzgebiet am Eisernen Vorhang, wenig gewerbliche und industrielle Arbeitsplätze, viele kleine Bauern, die immer weniger von der Landwirtschaft allein leben konnten. Dazu noch erschwerende klimatische Bedingungen. So die Ausgangssituation anfangs der 80-er Jahre. Inzwischen sind rund 25 Jahre ins Land gezogen. Im Frühjahr 2006 besuchten die EU-Agrarminister im Rahmen eines informellen Treffens auf Einladung des österreichischen Ratsvorsitzenden Bundesminister Dr. Josef Pröll das „Vorzeigeprojekt Waldland, das sich als einzigartig im europäischen Vergleich von Regionalinitiativen profiliert hat", wie in einer ministeriellen Information zu lesen war. Wie stellt sich heute das Ergebnis jener „Knochenarbeit" (so kann man wohl sagen) dar, deren Motor Adolf Kastner vor 25 Jahren war. Als Pionier der „Ländlichen Entwicklung", wie man das im heutigen Sprachgebrauch sagen kann, ist es ihm durch seine Zähigkeit , Unverdrossenheit und Liebe zu seiner Heimat gelungen, viele Leute für seine Ideen zu gewinnen. Im Sinne der Zielsetzung, aus dem Waldviertel eine lebens- und liebenswerte Region zu machen, ist vieles aufgebaut und entwickelt worden. Kurz gesagt: Das Waldviertel lebt. Für seine jungen Nachfolger ist das bisher Erreichte Aufgabe und Verpflichtung für eine erfolgreichen Fortsetzung. Wie stellt sich heute das Ergebnis der bisherigen Arbeit zur Förderung der ländlichen Entwicklung im Waldviertel, soweit es im weitesten Sinne des Wortes den land- und forstwirtschaftlichen Bereich betrifft, dar? Die nachfolgende Übersicht über die bestehenden wirtschaftlichen Unternehmungen will darüber in kürzestmöglicher Form Auskunft geben. Auf Initiativen, die in der Zwischenzeit auch von gewerblicher und kommunaler Seite gesetzt wurden, kann hier nicht eingegangen werden.
Vereine als Initiatoren verschiedener wirtschaftlicher Aktivitäten
Vorausschicken möchten wir, dass im Waldviertel bei der Entwicklung notwendiger und wünschenswerter wirtschaftlicher Initiativen fast generell nach folgendem Muster vorgegangen wurde. Die Interessenten für eine bestimmte Initiative haben sich zunächst zu einem Verein zusammengeschlossen. Da ein Verein aus bekannten Gründen (er muss nach dem Vereinsgesetz gemeinnützig sein) selbst nicht gut wirtschaftlich tätig sein kann, haben diese Vereine für ihren jeweiligen Geschäftsbereich eine GesmbH gegründet. Dies aber in der Form, dass die Vereine jeweils mehr oder weniger zu 100 % Inhaber dieser GesmbH sind. Diese Konstruktion bzw. Kombination ist ihrem Wesen nach einer Genossenschaft, in der die Mitglieder das Sagen haben, sehr ähnlich So haben sich im Laufe der Zeit aus der Dachorganisation der verschiedenen Vereine, die im Waldviertel Management vereint waren, folgende unabhängige Wirtschaftsgruppen herausgebildet:
Die Waldland – Firmengruppe
Sie hat ihren Sitz am Waldlandhof in 3533 Oberwaltenreith 10 in der Nähe von Zwettl. Tel. 02826/7443 Homepage: www.waldland.at Zu dieser Firmengruppe gehören folgende GesmbH:
Die Waldland Vermarktungs GmbH
Träger derselben ist der Waldviertler Sonderkulturenverein (zu 99%) und der Ökoverein Mühlbach als Versuchsgut (mit1%). Im genannten Verein sind 750 Betriebe aus dem ganzen Waldviertel, die pflanzliche oder tierische Spezialitäten erzeugen, zusammengeschlossen. Aufgabe der Waldland Vermarktungs GmbH ist die Weiterverarbeitung und Vermarktung der zahlreichen pflanzlichen und tierischen Erzeugnisse ihrer Mitglieder. So werden im Rahmen dieser umfangreichen Wirtschaftsinitiative folgende Produkte erzeugt, weiterverarbeitet und vermarktet: a) Kräuter und Heilpflanzen, insbesondere auch für die Pharmaindustrie, so z.B. neben Johanniskraut, Mutterkraut, Stein- und Rotklee weitere rund 25 Arznei- bzw. Heilpflanzen, b) Pollen von Roggen, Thimothe und Mais als Rohstoff für die Arzneimittelindustrie, c) Gewürze (Körner und Blattgewürze), d) Ölsaaten, Waldviertler Graumohn, Weißmohn und Blaumohn, e) Mariendisteln, f) diverse Getreideprodukte, g) tierische Erzeugnisse von Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen, zahlreichen Geflügelarten, sowie von Kaninchen und Fische. Die Waldland Vermarktungs GmbH. hat selbst am Waldlandhof und am Peterplatz im 1. Wiener Gemeindebezirk. ein Waldlandspezialitätengeschäft. Sie beliefert die Waldviertler Gastronomie mit heimischen Erzeugnissen, ist weiters im Cateringgeschäft tätig, ein paar Mal im Jahr bietet sie ihre Spezialitäten sogar in Brüssel an. Waldland versteht sich nicht nur als Verarbeiter und Vermarkter, sondern auch als Netzwerk, das eine Vielzahl von Marktteilnehmern zusammenbringt. Waldland ist im Versuchswesen tätig, organisiert Saat- und Pflanzgut und bietet den Landwirten Hilfestellung in Form von Beratung, Kulturanleitungen, Verleih von Spezialmaschinen bis hin zu Problemlösungen vor Ort an. Mit eigenem Qualitätslabor und eigenen Kontrolleinrichtungen kann sich Waldland als einzigartig im europäischen Vergleich derartiger Regionalinitiativen profilieren.
Die Waldviertler Flachshaus GmbH.
An dieser Firma ist Waldland zu 76 % beteiligt. In der einzigen Faserschwunganlage in Rastenfeld verarbeitet Waldland heimische Faserpflanzen wie Flachs, Hanf oder Fasernesseln. Daraus werden Garne und Stoffe, Heimtextilien und Bekleidung sowie hochwertige ökologische Dämmstoffe hergestellt. Die Bekleidung wird im eigenen Leinengeschäft in Rastenfeld vertrieben.
Die Öl und Bioenergie GmbH in Kautzen
An dieser Firma ist Waldland zu 99 % beteiligt. Sie hat sich die Produktion von Ölen und Treibstoffen auf pflanzlicher Grundlage zur Aufgabe gestellt. - 2 -
Die Waldland VWP GmbH Pflanzenölmotorentechnik
Der bislang jüngste Geschäftsbereich von Waldland ist die Umrüstung von Diesel-Fahrzeugen (PKW und Traktoren) auf den Betrieb mit Pflanzenöl in einer eigens geschaffenen Werkstätte am Waldlandhof in Oberwaltenreith. Waldland versorgt die Fahrzeuge auch mit Pflanzenöl und arbeitet auch mit wissenschaftlichen Flottenversuchen, unter anderem mit Traktoren.
Das Waldviertel Management
Anschrift: 3910 Edelhof 3, Tel. 02822/53633 Ursprünglich war der Verein Waldviertel Management ein Zusammenschluss aller Aktivitäten im Waldviertel. Nachdem der landwirtschaftliche Bereich sehr stark gewachsen und sich unter der Firmengruppe Waldland selbständig gemacht hat, sind nunmehr unter dem vorgenannten Namen folgende Tätigkeitsfelder bzw. Geschäftsbereiche zusammengefasst.
Die WVNET GmbH
Trägerverein dieser Firma ist der Verein Telehaus Waldviertel, in dem sich rund 100 Firmen aus dem ganzen Waldviertel zusammengefunden haben. Daraus ist inzwischen ein Profi-Bereich geworden, der alles anbietet, was im Bereich der Telematik nötig ist und mit dem man den Leute Hilfestellung bei der Nutzung derselben bieten will.
Die Waldviertel Fremdenverkehrs Management GmbH.
Der Trägerverein dieser GmbH ist der Verein für Fremdenverkehr, Kunst und Kultur. Mitglieder sind Privatzimmervermieter, Anbieter von Urlaub am Bauerhof und kleine Landgasthöfe. Diese Initiative widmet sich speziell dem - Jugendtourismus, z.B. auch durch Anbieten von Schullandwochen und - dem Spezialtourismus, etwa zur speziellen Betreuung von Besuchergruppen aus dem Ausland. Der Verein führt auch das Jugendgästehaus Schloss Wetzel.
Der Verein für Aus- und Weiterbildung
Dieser Verein wickelt zur Zeit im Auftrag des AMS folgende zwei Ausbildungsprojekte ab: - eine Facharbeiterkurzausbildung für Tischler und Zimmerer, also für die Holzverarbeitung und - einen 10-monatigen Vorbereitungskurs für bis jetzt schwer vermittelbare Jugendliche. Angebot von Beratungsleistung
Dieser vierte Fuß des Waldviertel Management bietet Beratungsleistungen für das Umsetzen diverser Projekte im Bereich Regionalberatung an. Näheres am Ende dieses Lehrbriefes.
Die Holz- und Energiepark Waldviertel GmbH. (HEW)
Anschrift: Bahnhofstraße 42, 3902 Vitis, Tel. 02841/20078, www.holz-energiepark.at Diese jüngste Initiative im Leben des „Jungpensionisten" Adolf Kastner, der sich als studierter Forstwirt dem Wald und Holz von jeher in besonderer Weise verbunden fühlte, verfolgt zwei Ziele - die optimale Verwertung und Nutzung des Holzes, das heißt der „Frucht" aus jenem Bereich, dem das Waldvietel seinen Namen verdankt und damit verbunden auch - der speziellen Nutzung des Holzes für die Bioenergiegewinnung, ein Wirtschaftsbereich dem man nach seiner und wohl allgemeiner Überzeugung eine große Zukunft voraussagen kann.
Im Rahmen einer interkommunalen Standortkooperation zwischen 18 Waldviertler Gemeinden wurde in der Marktgemeinde Vitis, in der es schon bisher engagierte Leute gab, die sich für die Fernwärme einsetzten und die eine verkehrtechnisch sehr günstige Anbindung besitzt, konnte ein 23 ha großes Betriebsgebiet erworben bzw. geschaffen. Der Holz- und Energiepark Waldviertel, dessen Geschäftsführer der Obgenannte ist, möchte folgende Aufgaben wahrnehmen:
- Schaffung eines Wirtschaftsparks mit Schwerpunkten Holz und Energie, - Abwicklung der gesamten operativen Geschäftsführung, - Aufschließung und Vermarktung des Betriebsgebietes, - Hilfestellung bei der Ansiedlung und Förderabwicklung (Ziel 2 Gebiet), - Aufbau eines Vermarktungszentrums für Holz und Holzprodukte, - Unterstützung von Bioenergieprojekten . Der Holz- und Energiepark Waldviertel möchte damit allen Sägebetreibern und holzverarbeitenden Betrieben des Waldviertels Gelegenheit geben, ihre Qualitätsprodukte zentral zu vermarkten.
Ein weiteres Ziel der Holz und Energiepark Waldviertel GmbH.ist es, in der Marktgemeinde Vitis und in der Kleinregion ein „Zentrum für Energienutzung" entstehen zu lassen. Interessierte Exkursionsteilnehmer sollen damit Gelegenheit haben, Biogas-, Pyrolyse- (Holzvergasungs-) und Hackschnitzelanlagen vor Ort zu besichtigen, um sich von deren Funktionstüchtigkeit zu überzeugen.
Mit der Planung von zwei Pyrolysanlagen zur Verwertung von Forst- und Holzabfällen wurde im Mai 2005 begonnen. Weitere Anlagen sind für die Zukunft geplant und Kooperationspartner herzlich willkommen. Bei der Pyrolyse fällt als Abfall viel Wärme an. Diese kann hier für die Holztrocknung optimal zu günstigen Bedingungen genutzt werden.
Im Zusammenhang mit dieser jüngsten Initiative sei angemerkt, dass das Waldviertel-Management über umfangreiches Projekt Know-How in Theorie und Praxis verfügt.
Das Beratungsspektrum reicht von der Motivation beim Start von Projekten über die organisatorische Abwicklung und Marketing bis zur Umsetzung.
Das Wissen kann in Form von Vorträgen, Beratungen, Exkursionen und Schulungen abgerufen werden. Info dazu unter
www.waldviertel-management.at/beratung
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