Nachruf für meinen Freund Adi Kastner

Vom Augenblick unserer Geburt an steht unausweichlich fest: unser Leib wird und muss eines Tages sterben. Das gilt für jeden von uns. Der Tod ist Schlusspunkt und Vollendung zugleich. Für uns Christen ist es aber noch mehr: mit dem Tod gehen wir durch eine Tür von einem Raum in einen anderen. Unsere Seele verlässt bloß den irdischen Leib.

So tröstlich diese Vorstellung auch sein mag: Jeder Tod, jede Vollendung eines Lebens hinterlässt bei Familie, Freunden und Nahestehenden Schmerz, Trauer und Betroffenheit. Das sind unsere Gefühle, lieber Adi, wenn wir heute an deinem Sarg stehen und uns von dir für immer verabschieden müssen.

Auch ich, als dein Freund, bin zutiefst betroffen von deinem Tod. Wir kennen uns seit unserer gemeinsamen Studentenzeit an der Bodenkultur. Danach kam für dich und für mich das Jahrzehnt des Berufseinstieges und der Gründung einer Familie. Danach hat uns das Leben aber immer wieder zusammengeführt. Im letzten Jahrzehnt unserer aktiven Zeit sogar sehr eng und sehr dicht. Du als Direktor vom Edelhof und ich als dein Abteilungsleiter. Da habe ich dann so richtig mitbekommen, an wie vielen Rädern du gleichzeitig drehst. Schwindelerregend und faszinierend zugleich. Ich denke da an einen deiner berühmten Sprüche: Nur wer frei ist, springt gut. Ja, du warst sehr frei und konntest unglaublich weit springen.

Beim Schulzentrum Edelhof kann man es alleine an den äußerlichen Baulichkeiten sehen. Saatzuchthalle, Reithalle, Trabrennbahn umsäumen den prächtigen Schulkomplex mit den vielen Lehrwerkstätten Das ist aber nur die Hardware. Dazu noch die wichtige Software, ohne die nichts läuft – Organisation, Motivation, und qualitative Ich kann nur einige Highlights hervorheben: Im Bildungsangebot waren es die Schwerpunkte Wald und Holz, Pferdewirtschaft, Biolandbau...

Vor allem ging es dir um die Menschen. Als Motivator und Mentor hast du viele junge Menschen geprägt und gefördert - Schüler, Lehrer, Mitarbeiter. Viele konnten so ihre Talente entfalten.

Auch schulorganisatorisch warst du innovativ. Wieder nur ein Beispiel: Wo gab es zu deiner Zeit eine Schule, in der die Schüler den Lehrern und die Lehrer dem Direktor ein Zeugnis ausstellen durften. Ein Zeugnis über ihre jeweilige Qualität und Kompetenz. Ein Zeugnis durch die Kundschaft selbst, die betroffenen 16 und 17 jährigen Schüler. Auch in solchen Details warst du immer deiner Zeit voraus.

Der gewaltige Ausbau des Edelhofs alleine war dir aber noch gar nicht genug. Der war dann Basis, dass du zum Mister Waldviertel geworden bist. Sonderbeauftragter hat das geheißen. Da hast du dann erst richtig losgelegt. Waldland, Waldviertelmanagement, Waldviertelakademie, Pro Waldviertel, Bäuerliche Gästeringe, Kompostierung, Telematik...

Adi, du bist unglaublich weit gesprungen und hast dabei unglaublich viel erreicht und bewegt. Ich kann es gar nicht in voller Breite hier nennen. Gott sei Dank hat Deine Familie eine beeindruckende Adi Kastner Gedenkseite ins Internet gestellt. Darin wird ein sehr umfassendes Bild von dir und deinem Lebenswerk bestens festgehalten.

Stichwort Lebenswerk: Da wende ich mich aber auch an dich, liebe Gerti, als seine Frau. Eure Beziehung begann sehr früh, ihr habt 6 Kinder in die Welt gesetzt, sie von klein auf umsorgt und zu jungen selbstständigen Menschen reifen lassen. Über diese Mühen der Ebene hinaus habt ihr eure Ehe über die Jahrzehnte liebevoll geführt. Klingt so einfach, ist es aber nicht und wird heute immer seltener. Jetzt, wo Adi dir vorangegangen ist, kommt mir das Bild einer Waage in den Sinn: zwei reich gefüllte Schalen, eine auf der Außenseite und eine auf der Innenseite, eisern miteinander verbunden und ausbalanciert - und jetzt ist die eine Waagschale leer geworden. Da kommt die Balance ins Wanken. Aber du bleibst dabei nicht alleine. 6 Kinder, 12 Enkelkinder, sogar schon ein Urenkerl, alle im und um das Waldviertel und du mittendrin. Wo gibt es das heute noch? Solch eine große und in der Region verwurzelte Familie. Dass es diese große und regional so verwurzelte Familie gibt, war zum Großteil deine Leistung. Adi hatte in dir eine sehr starke Frau zur Seite: als Zentrum der Familie. Das ist ein Schatz, Gerti, an dem vor allem du gebaut hast. Damit kannst du jetzt auch ein wenig die leer gewordene Waagschale füllen.

Für Adi war der Rückhalt eurer Familie vor allem in seinem letzten Lebensabschnitt sehr wichtig. Als er die Zügel aus der Hand gegeben hatte und damit wehrlos wurde, begann für ihn eine dunkle Zeit der Demütigung. Auch das hat er noch durchleben und ertragen müssen. Gerade in diesen Tagen waren Du und die Familie eine ganz wichtige Stütze.

Dieser Blick zurück, auf euren gemeinsamen Lebensweg, auf eure große Kraft nach außen und nach innen, ist schön und traurig zugleich. Weil es auch ein Abschiednehmen ist. Adi, auch wenn du sagst: Mit einer festen Umarmung bin ich bei euch -  wir werden dich vermissen. Sehr sogar. Und mit uns das ganze Waldviertel.

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